Bühne frei für zwei Start-ups
Es war eine Premiere für den Club der Kurpfälzischen Wirtschaftsjournalisten: Erstmals präsentierten sich gleich zwei Start-ups bei einer Veranstaltung des CdKW, aus zwei völlig unterschiedlichen Branchen und mit zwei völlig unterschiedlichen Konzepten.
Christian Wiens von Getsafe im Interview mit Bettina Eschbacher
Getsafe
Über 55 Teilnehmer hatten sich virtuell eingeloggt, als Vorstandsmitglied Bettina Eschbacher die Mitglieder aus den Räumlichkeiten des Digital-Versicherers Getsafe in Heidelberg begrüßte und gleich in ein spannendes Interview mit Christian Wiens, Chef des 2015 gegründeten Unternehmens einstieg, das in der Branche durchaus für Schlagzeilen sorgt. Dabei war es eigentlich ein Zufall, der den gelernten Maschinenbauingenieur auf seine erfolgreiche Geschäftsidee brachte. „Als ich die Glastür meines Vermieters zerbrach, erkannte ich zum ersten Mal, wie kompliziert das Thema Versicherung bisher gehandhabt wurde", berichtete er. Und so erfanden er und sein Partner Marius Simon, Physiker und CTO, die Prozesse in diesem Bereich neu, setzten Komplexität und Papierkram smarte Chatbots und Automatisierung entgehen. Heute haben rund 250.000 Kundinnen und Kunden aus Deutschland und Großbritannien u. a. Haftpflicht-, Hausrat- und Kfz-Versicherungen über die Getsafe-App abgeschlossen. Nachdem die Versicherungen zuerst ausschließlich über Partner angeboten wurden, erhielten die Heidelberger im Oktober 2021 eine Zulassung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für den Bereich Schaden- und Unfallversicherung. Die aktuellen Pläne: Das Portfolio soll um Lebens-, Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherungen ausgebaut werden. Mit Frankreich wird zudem ein dritter Markt angepeilt.
„Im Kern sind wir eine Technologiefirma, die immer besser darin wird, Versicherungen anzubieten", beschreibt Wiens das Geschäftsmodell des Unternehmens, das gemeinsam mit seiner jungen Zielgruppe wachsen will, deren Durchschnittsalter derzeit bei 29 Jahren liegt. 100 Millionen Euro Wagniskapital hat das Unternehmen zu diesem Zweck bei Investoren von Earlybird bis Swiss Re schon eingesammelt. Selbst einen Börsengang hält Wiens in zwei bis drei Jahren für möglich.
Irmgard Weis und Prof. Dr. Udo Weis geben einen Einblick in die Kurpfanz Distillers
Kurpfalz Distillers
Auch bei Prof. Dr. Udo Weis und seiner Frau Irmgard erfolgte der Anstoß zur Gründung ihres Unternehmens Kurpfalz Distillers im Januar 2021 von außen. Bis dahin war der promovierte Chemiker, Professor für Wirtschaftsingenieurwesen und Hobby-Historiker über sein Beratungsunternehmen IFNEK und das von ihm geleitete Steinbeis Transfer Institut vor allem im Bereich Weiterbildung unterwegs und vermittelte den Teilnehmern seiner Seminare Kenntnisse rund um das Thema Risikomanagement. Doch in Corona-Zeiten fanden viele Kurse und Workshops digital statt und für den Wissenschaftler und seine Frau, Spezialistin für Vertrieb, Finanzen und Organisation, öffnete sich ein Zeitfenster für die Realisierung eines unternehmerischen Traums, den Einstieg ins Gin-Geschäft.
Pünktlich waren die Pakete für die Verkostung bei den Clubmitgliedern gelandet und so stand einer von Prof. Weis und seiner Frau moderierten Ginprobe nichts im Weg. Per Post auf den Weg gebracht wurde natürlich in erster Linie das Flaggschiff des Gin-Sortiments aus Plankstadt: der „Wahrsager"-Gin ohne Zucker und ohne Aromen, der durch die reine Destillation aller Inhaltsstoffe gewonnen wird. „Dies ist unser Einsteigerprodukt", so Weis. „Und es punktet auch optisch mit einem ganz speziellen Design." Die Flasche zeigt eine künstlerisch bearbeitete Illustration aus dem berühmten Wahrsagebuch aus dem 15. Jahrhundert, das in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt wird. Als innovativstes Produkt ihres Sortiments stellte das Ehepaar den „Gin Doktor" vor. Das Besondere an dieser Entwicklung aus dem Haus Kurpfalz Distillers: Es reicht, das Getränk mit Mineralwasser zu mischen, um einen köstlichen Gin-Tonic-Longdrink genießen zu können, da die Tonic-Komponente bereits im Brennprozess hinzugefügt wird.
Seit November 2021 sind Kurpfalz Distillers in den Vertrieb eingestiegen und verkaufen ihre Destillate vor allem über ihren eigenen Online-Shop. Mit der Rewe-Gruppe wurde bereits eine Vertriebsvereinbarung abgeschlossen und erste Stammkunden konnte das junge Unternehmen vor Weihnachten über einen Pop-up-Shop in der Heidelberger Fußgängerzone gewinnen. „Doch unser Vertriebsnetzwerk wollen wir noch deutlich weiter ausbauen", zeigt Prof. Weis die nächsten Schritte auf. Dabei könnte auch die Anerkennung der Destillate aus Plankstadt durch eine internationale Jury helfen, bei denen die Produkte der Kurpfalz Distillers ganz oben auf dem Siegertreppchen landeten. Die offizielle Preisverleihung erfolgt im März 2022.
Getsafe und Kurpfalz Distillers
Virtueller Clubabend.
