Er hat eine Fläche von 1.131 Hektar, mit dem Altrheinhafen, dem Industriehafen, dem Handelshafen und dem Rheinau-Hafen vier Hafengebiete, er ist der Standort von 420 Unternehmen und bietet rund 13.000 Beschäftigten einen Arbeitsplatz: Der Mannheimer Hafen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Stadt Mannheim und doch für viele Bewohner der Region eher „terra incognita“, also ein weitgehend unbekanntes Terrain – auch für viele Mitglieder des Clubs der Kurpfälzischen Wirtschaftsjournalisten. Entsprechend groß war die Resonanz, als Hafendirektor Uwe Köhn den Club auf Vermittlung unseres Clubmitglieds Kira Hinderfeld, Chefredakteurin des Hafenmagazins, am 17. September 2024 zu einer Hafenrundfahrt einlud. Rund 30 Kolleginnen und Kollegen ließen sich auf der von Schiffsführer Jörn Stolte gesteuerten MS Oberrhein den Wind um die Nase wehen und genossen die Aussicht, während Uwe Köhn sie über die wirtschaftliche Bedeutung des Areals informierte.
Der Jurist Uwe Köhn ist seit 2021 Geschäftsführer der Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim (HGM). Den Hafen Mannheim lernte er im Übrigen als Leiter der Pressestelle des damaligen baden-württembergischen Finanzministers Gerhard Stratthaus kennen, als er dort eine Fahrt für Journalisten organisierte – und er war beeindruckt. Umso mehr freute es ihn, dass er seine in Kehl gestartete „Hafenkarriere“ in Mannheim fortsetzen konnten, zumal Wasser für den 1962 während der Sturmflut in Hamburg geborenen und begeisterten Segler Köhn ohnehin das Element seiner Wahl ist.
Wie wichtig der Hafen für das Gelingen von Verkehrs- und Energiewende ist, zeigt schon ein Beispiel: Ein modernes Binnenschiff ersetzt 150 Lkw und ist somit eine umweltfreundliche und effiziente Alternative für den Transport auf der Straße. Viele Unternehmen der Metropolregion wie Roche, BASF, John Deere oder Heidelberger Druckmaschinen verschiffen ihre Produkte zu einem großen Teil über den Hafen. Obwohl bedeutende Player zunehmend auf den Transport per Schiff setzen, ist der Güterumschlag in Mannheim rückläufig und allein 2023 um rund 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Grund: vor allem der rückläufige Kohletransport für das Grosskraftwerk Mannheim, das mitten in einem Transformationsprozess steckt und weniger Steinkohle benötigt. Stabil ist jedoch das Containergeschäft, in dem Köhn auch die Zukunft der Binnenschifffahrt sieht. Rein wirtschaftlich ist für die Landesgesellschaft – die HGM gehört dem Land Baden-Württemberg – der Umschlag jedoch nicht von ausschlaggebender Bedeutung. Mehr als 80 Prozent ihres Umsatzes erzielt die HGM durch die Vermietung und Verpachtung von Flächen im Hafen an die Wirtschaft.
Am 18. September 2024 – einen Tag nach dem Termin mit dem Club der Kurpfälzischen Wirtschaftsjournalisten – fand ebenfalls auf der MS Oberrhein ein wichtiger Termin mit Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann und Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht statt. Gemeinsam mit Finanzstaatssekretärin Gisela Splett, die das Finanzministerium Baden-Württemberg vertrat, unterzeichneten Stadt und Land einen „Letter of Intent“ und verständigten sich mit dieser Absichtserklärung auf einen „Zukunftsdialog Hafen Mannheim 2050“. Ziel ist es, die unterschiedlichen Belange der Hafen- und Stadtentwicklung in wirtschaftlicher, räumlicher und verkehrlicher Hinsicht zu harmonisieren. Hintergrund: die Begehrlichkeiten der Stadt, die Teile des Hafens gerne für urbanes Wohnen und Arbeiten nutzen würde, was immer wieder zu einer Missstimmung zwischen Stadt und Land führte.
Köhn sieht eine Mischnutzung im Übrigen kritisch: „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Mieter, beispielsweise am Containerterminal, ihre Anlagen verlässlich weiter betreiben können – und das rund um die Uhr.“ Dies sei mit einem Mischnutzung nur schwer vereinbar.
