Clubabend bei der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk in Weinheim

Er brennt für das Thema Brot und auch ihm ist es zu verdanken, dass es Deutsches Brot auf die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNECSO geschafft hat. Er hat die „Weinheimer Brotsprache“, ein Vokabular zur Beschreibung von Brot zur Steigerung seiner Wertschätzung erfunden, das deutsche Brotregister ins Leben gerufen, in dem rund 3.200 Brotsorten aufgeführt sind und die Ausbildung zum deutschen Brotsommelier ins Leben gerufen: Bernd Kütscher, seit 2008 Direktor der „Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Weinheim e.V.“, der zentralen Fachschule aller deutschen Bäcker-Landesinnungsverbände und des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks – idyllisch im Waldschloss in der Gorxheimer Talstraße in Weinheim gelegen.
Neben seiner Ausbildung zum Bäcker hat Kütscher einen Abschluss als Betriebswirt, ist Autor und leidenschaftlicher Blogger. Und auch den über 30 Mitgliedern des Clubs der Kurpfälzischen Wirtschaftsjournalisten, die am 4. Oktober 2023 nach Weinheim gekommen waren, blieb er keine Antwort schuldig – und räumte gleich mit mehreren Vorurteilen auf. Klischees wie „Brot macht dick“ oder „Brot war früher besser“ seien definitiv falsch – und es sind auch nicht die Deutschen, die mit 20 Kilogramm pro Kopf und Jahr das meiste Brot essen, sondern die Türken, die mit einem Verzehr von 130 Kilogramm das Ranking klar anführen. Allerdings ist Deutschland spitze, wenn es um die Vielfalt der angebotenen Brotsorten geht. „Wir sind einfach neugierig und offen“, so Kütscher.
Sorgen bereitet ihm jedoch die Zukunft des traditionell in Handwerksbetrieben gebackenen Brots – und die Dominanz der großen Supermärkte bei diesem Thema. „Nur noch jedes dritte Brot in Deutschland kommt aus einer Bäckerei“, warnt der von der „Zeit“ als Brotpapst gelobte Bäckermeister. Die zunehmende Marktmacht der großen Lebensmittelketten und der Nachwuchsmangel hinterlasse Spuren. Aber die industrielle Brotfertigung könne mit der Qualität der im Handwerk hergestellten Konkurrenz nicht mithalten, betont er, und bedauert die rückläufige Zahl der Bäckereien um jährlich etwa drei bis vier Prozent. Grund dafür sei auch die sinkende Beliebtheit des klassischen Abendbrots – zugunsten einer warmen Mahlzeit, wie Kütscher weiß. Doch trotzdem ist er überzeugt: „Die traditionelle und regional verwurzelte Kunst des Brotbackens hat Zukunft. Dies zeigen auch die Brotmanufakturen, die auf wenige Produkte und gute Qualität setzen – und damit erfolgreich sind.“

 

Bäckerakademie Clubaband