Clubabend „Zukunft des Journalismus“ mit Harald Rau

Gerade die aktuelle Situation des Kriegs in der Ukraine zeigt, wie wichtig unabhängiger Journalismus ist. Doch dessen Wertschätzung scheint eher zu sinken. Wie sieht es also tatsächlich mit der Zukunft unseres Berufs aus? Dies war das Thema unseres Clubabends am 31. März 2022, für den wir den perfekten Referenten gefunden hatten. Denn wer wüsste bei diesem Thema besser Bescheid als unser Gründungsclubmitglied und langjähriger Vorstand Harald Rau, Professor für Medienmanagement an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Salzgitter, der ein durchaus zwiespältiges Bild des Journalismus der Zukunft zeichnete. 

In seinen Ausführungen ließ er keinen Zweifel daran, dass der uns vertraute redaktionelle Journalismus aller Voraussicht nach ein Auslaufmodell ist. Die langjährige Funktion des Gatekeepings, also der Kontrolle darüber, welche Nachrichten es in die Publikationen schaffen, ist Vergangenheit, so seine Einschätzung. Der klassische Journalismus muss sich jetzt und in Zukunft mit dem Gatewatching begnügen, also dem Beobachten von veröffentlichten Informationen. Eine Entwicklung, die hier eine wichtige Rolle spielt, ist die zunehmende direkte Publizierung von User Generated Content, bei dem Betroffene oder Nutzer ihre Beiträge und Meinungen direkt – meist online – veröffentlichen, ohne dafür eine andere Plattform einzusetzen. Ein Beispiel dafür sind die Influencer.

Harald Rau - die Zukunft des Journalismus

Virtueller Clubabend

Von wachsender Bedeutung ist auch die algorithmisierte Kommunikation, also die automatische Erstellung von Texten, die beispielsweise im Sportbereich oder bei der Börsenberichterstattung schon weit fortgeschritten ist. Ausführlich widmete sich Rau zudem der strategischen Kommunikation, zu der neben Public Relations und Propaganda auch neue Erscheinungsformen wie Clickbaiting und die heiß diskutierten Fake News gehören. Der Begriff Clickbaiting beschreibt die Verwendung von reißerischen Überschriften im Online- und insbesondere im Social-Media-Umfeld, die den Nutzer dazu bewegen sollen, einen Artikel anzuklicken.

Doch was kann man tun, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken? Was kann man vor allen Dingen tun, wenn der heutige Journalismus immer häufiger nur einzelne Gruppen anspricht, und so – wie wir es aktuell gerade sehen – zu einer völlig unterschiedlichen Meinungsbildung führt. Vor allem den jungen Menschen Medienkompetenz zu vermitteln und die Expertise, den Wahrheitsgehalt von Informationen einzuschätzen, ist hier das Zauberwort. Doch ob dies gelingt, darüber kann man trefflich streiten. Eine Option wäre vielleicht auch die staatliche Subventionierung von Medien, die aufgrund der immer schwierigeren wirtschaftlichen Situation unter hohen Druck geraten. Doch ob dieses Modell mit Blick auf eine unabhängige Berichterstattung so ideal ist, sei einmal dahingestellt. Viele Fragen und sehr unsichere Perspektiven: Dieser virtuelle Clubabend ließ uns alle ziemlich nachdenklich zurück. 

These Postjournalismus